Schuldscheine bescheren dem Finanzmarkt im ersten Halbjahr 2019 Rekordzahlen
Sie wirken wie ein Anachronismus der Unternehmensfinanzierung aus längst vergangenen Zeiten, als mit dem Wort „Blase“ selbst am Finanzmarkt eher schmerzhafte Stellen bevorzugt am Fuß in Verbindung gebracht worden sind: Schuldscheindarlehen.
Schuldscheindarlehen bescheren dem Finanzmarkt im ersten Halbjahr 2019 Rekordzahlen
Doch ist der Schuldscheinmarkt seit vielen Jahren neben Bonds und Loans ein wichtiger Bestandteil der Fremdkapitalfinanzierung. Gerade in den letzten Quartalen haben die globalen Schuldscheintransaktionen eine Welle der Platzierung erlebt, wie kaum ein Finanzierungsmedium in den vergangenen Jahren.
Bereits im zweiten Halbjahr 2018 erlebte der Markt für Schuldscheine ein klares Hoch an Transaktionen. Laut des Datenanbieters Refinitiv (einst Thomson Reuters LPC) wurden insgesamt 93 Schuldscheine platziert. Das erste Halbjahr 2019 brachte dann 76 Schuldscheintransaktionen. Da traditionell die beiden letzten Quartale stets höhere Transaktionen mit sich bringen, verspricht der Schuldscheinmarkt des Jahres 2019 wohl erneut eine oder mehrere Rekordmarken zu brechen.
Selbst Abschlüsse, welche die 500 Millionen Marke überspringen, sind in diesem Jahr keine Seltenheit mehr; bereits fünf Mal klappte dies bislang in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2019. Auch die Höhe der Volumina stagniert nicht, sondern ist mit 13 Milliarden Euro für die ersten beiden Quartale 2019 rund 46 Prozent höher als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
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Ausländische Schuldscheinemittenten drängen verstärkt auf den Markt
Dass die Konjunkturkurve für Schuldscheintransaktionen stetig nach oben zeigt, hat mitunter einen einfachen Grund: Ausländische Unternehmungen haben den Markt für sich entdeckt. Laut Christoph Zender, seines Zeichens Head of Corporate Finance Origination bei der Landesbank Baden-Württemberg, sind Darlehensnehmer aus dem Ausland im Jahre 2019 bereits für die Hälfte der Transaktionen verantwortlich. Zwar konnte die Deutsche Lufthansa durch die Ausgabe eines Schuldscheins in Höhe von 800 Millionen Euro die Spitzenposition unter den Kreditnehmern des noch laufenden Jahres einnehmen, doch folgen auf den weiteren Plätzen der Top-Transaktionen vor allem ausländische Unternehmen.
Lediglich der Automobilzulieferer Continental vertritt hierbei noch deutsche Farben. Ansonsten internationalisiert sich der Schuldscheinmarkt 2019 unablässig; das Schokoladenimperium Barry Callebaut aus der Schweiz und die beiden französischen Konzerne Peugot (Automobilbranche) sowie Iliad (Telekommunikation) platzierten jeweils über 500 Millionen Euro am Markt. Mit einem Volumen von 450 Millionen Euro hat überdies die Aufnahme eines Schuldscheindarlehens des Erdölkonzerns Reliance Industries aus Indien für Furore gesorgt. Dies ist die höchste Summe, die bislang ein außereuropäisches Unternehmen durch Anleihen begeben hat.
Was bedeutet dies für die nationalen Banken?
Vordergründig könnte man spekulieren, dass die Bonität ausländischer Schuldscheinemittenten für hiesige Bankhäuser natürlich schwierig zu beurteilen ist. Doch bietet sich für nationale Kreditinstitute hierbei ein großer globaler Geldmarkt, dessen Margen nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Das aktuell niedrige Zinsniveau des Euroraumes bestärkt diese Entwicklung zusätzlich.
Schenkt man nun den reinen Daten des Anbieters für Finanzmarktzahlen Refinitiv Glauben, dann konnte die den Markt lange dominierende Landesbank Baden-Württemberg ihre Vormachtstellung nicht sukzessive ausbauen. Zwar hat sie im ersten Halbjahr 2019 bereits 22 Deals abschließen, doch lediglich 17,3% Marktanteile generieren können. Die Bayerische Landesbank notierte zwar bei gerade mal 15 Deals, schaffte aber einen Marktanteil von 18,9 %. Die Landesbank Hessen-Thüringen vermochte, mit 20 Abschlüssen und einem Marktanteil von 16,9% aufzuwarten.
Sind Innovationen am Schuldscheinmarkt zu erwarten?
Auch bei Finanzierungsmodellen findet der Faktor „Nachhaltigkeit“ immer größer werdende Beachtung. Die noch recht junge Möglichkeit eines „grünen Schuldscheins“ wurde im ersten Halbjahr 2019 bereits genauso häufig transaktioniert wie im gesamten Jahr davor. Für eine Neuerung am Markt für Schuldscheine sorgte obendrein der Anlagen- und Maschinenbauer Dürr aus Bietigheim-Bissingen. Das Konzept der „grünen Finanzierung“ übertrug das schwäbische Unternehmen auf das Geschäftsmodell der Schuldscheindarlehen, indem der Zinsertrag mit dem Nachhaltigkeitsranking des Unternehmens steht und fällt. Allerdings müssen im Gegensatz zu herkömmlichen „grünen Schuldscheinen“ die Mittel nicht zweckgebunden verwendet werden, was eine größere Flexibilität verspricht.
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