Der Schuldscheinmarkt scheint sich von seiner Flaute zu erholen, so hat es den Anschein. Die hohe Nachfrage hat Auswirkungen auf das Bankenranking, gleichzeitig verändert sich die Reihenfolge der Topdeals. Es dürfte spannend sein zu sehen, wie die Entwicklung weitergeht.
Experten hatten befürchtet, dass sich der Schuldscheinmarkt in absehbarer Zeit doch nicht erholen würde. Doch im dritten Quartal 2018 zeichnete sich eine zunehmende Aktivität ab, denn der Markt ist so stark in Bewegung wie lange nicht. So wurden in den Monaten Juli bis September knapp acht Milliarden Euro durch einen Schuldschein herausgegeben. Dem gegenüber steht ein Volumen von nur gut fünf Milliarden Euro, die im ersten Quartal auf den Markt kamen und von knapp vier Milliarden Euro im zweiten Quartal. Schaut man sich die Zahl der Deals an, zeigt sich ein ähnlicher Trend. Von Januar bis März lag die Anzahl bei 32, von April bis Juli wurden 35 Deals veröffentlicht. Im dritten Quartal waren 47 Transaktionen festzustellen.
Schuldschein Ranking der TOP 10 Deals im Jahr 2018
Die steigende Nachfrage nach dem Schuldschein verändert die Liste der Top 10 der lukrativsten Deals im Jahr 2018. Zwar hält sich Rewe mit der Herausgabe des Schuldschein über eine Milliarde Euro an der Spitze, aber auf den Rängen dahinter waren einige Veränderungen zu verzeichnen. Interessant ist, dass knapp siebzig Prozent der größten Transaktionen von ausländischen Unternehmen herausgegeben wurden. Besonders aktiv waren Eurofins Scientific aus Frankreich mit einem Volumen von mehr als 550 Millionen Euro und der italienische Chemie- und Kunststoffriese Pirelli mit einem Schuldschein von 525 Millionen Euro. Auch österreichische und belgische sowie Schweizer Firmen waren auf dem Schuldscheinmarkt aktiv.
Experten sehen eine Ursache für diese Entwicklung in der zunehmenden Volatilität, die den Bondmarkt sowie Mittelstandsanleihen beherrscht. Der Schuldscheinmarkt bleibt dagegen weitgehend stabil. Offenbar ist er nicht so anfällig bei kurzfristigen Einflüssen auf die Finanzmärkte. Auch Ado Properties hatte eine Anleiheemission angekündigt und sich dann für die Herausgabe eines Schuldscheins entschieden.
In den letzten Wochen fiel auf, dass viele Firmen Schuldscheine herausgaben, die man sich auch auf dem Bondmarkt vorstellen könnte. Dazu gehörte zum Beispiel TUI mit einem Schuldschein über 425 Millionen Euro und die Deutsche Post mit einer Emission über 500 Millionen Euro. Nach einer Meldung von Bloomberg hat das Engagement einiger Investmentgrade-Häuser zu einer Reduzierung des Preisniveaus unter den Schuldscheinen gesorgt. So konnten die Deutsche Post oder Puma jeweils Tranchen über fünf Jahre zu 45 Basispunkten platzieren. Im Jahr 2017 musste alle Emittenten nach Meldung von Bloomberg mindestens 50 Basispunkte aufwenden.
Banken begleiten massiv die Emission von Schuldscheinen
Bei den Banken, die die Emissionen begleiten, zeichnete sich in den Monaten Juli bis September ebenfalls eine Änderung ab. An der Spitze steht weiterhin die LBBW, ihr Marktanteil hält sich bei 25 Prozent. In diesem Jahr hat die Bank mit Sitz in Stuttgart 41 Schuldscheine platziert. Auf dem zweiten Rang findet sich Unicredit, deren Marktanteil mit 11 Prozent und 21 Transaktionen deutlich geringer ist. Die Helaba, die in den ersten Monaten den zweiten Rang halten konnte, liegt mit einem Marktanteil von gut zehn Prozent auf Rang vier, sie betreute insgesamt 22 Deals. Auf dem dritten Rang findet sich die BayernLB, sie begleitet ebenfalls 22 Deals. Vergleicht man dieses Bild mit den Zahlen aus dem dritten Quartal von 2017, werden Parallelen deutlich. Insgesamt bleiben die Positionen der großen Herausgeber für einen Schuldschein aber konstant.
Es bleibt abzuwarten, ob die Entwicklung in den nächsten Wochen ebenso aktiv ist. Auf jeden Fall wird die Marke von 20 Milliarden Euro geknackt werden, denn allein bis zum Ende des Septembers wurden 114 Transaktionen mit einem Volumen von knapp 17 Milliarden Euro gezählt. Im vierten Quartal waren mit Bechtle auch bekannte Einsteiger zu finden, die allerdings nicht mit den Rekordergebnissen aus 2017 mithalten konnten.
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