Basel 3 Problematik

Als Reaktion auf die schwere globale Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, die 2008 ausbrach, einigten sich die größten Wirtschaftsnationen (G20) auf eine strengere Regulierung der Kreditinstitute. Das in diesem Zusammenhang ausgearbeitete Konzept Basel 3, welches mit dem 1. Januar 2014 in Kraft getreten ist, soll das global vernetzte Finanzsystem stabilisieren. Ziel ist es, das grundsätzlich leistungsfähige Finanzsystem auf ein tragfähigeres Fundament zu stellen, um das Risiko neuer Krisen einzugrenzen. Konkret soll dieses Ziel durch neue Liquiditäts- und Eigenkapitalvorschriften, die den Banken auferlegt werden, umgesetzt werden. Obschon Basel 3 an die Kreditinstitute adressiert ist, werden sich die geänderten Regelungen auch deutlich auf die Unternehmensfinanzierung auswirken.

Liquiditätsvorschriften durch Basel 3

Mit Basel 3 werden international einheitliche Liquiditätsvorschriften für die Banken in Gestalt von zwei Kennziffern („Liquidity Coverage Ratio“ und „Net Stable Funding Ratio“) eingeführt. Damit wird auf Probleme bei der Liquiditätsausstattung der Banken während der Finanzkrise reagiert. Die Anforderungen verlangen von den Kreditinstituten eine tendenziell stabilere Refinanzierung als bisher. Deswegen können die neuen Vorschriften die langfristige Finanzierung der Unternehmen belasten. Die Kreditvergabe durch Banken wird restriktiver und teurer werden.

Unternehmen mit einer soliden Finanzierungsstruktur sind für die Änderungen, die mit Basel 3 in den nächsten Jahren auf den Mittelstand zukommen, gut aufgestellt. Allerdings sollten alle Mittelständler die Aufgabe annehmen, die eigene Finanzierung kritisch unter die Lupe zu nehmen und auf Optimierungsmöglichkeiten zu prüfen.

Wenn Ihnen Ihre Hausbank keine langfristige Finanzierung anbietet, besteht für Sie grundsätzlich die Möglichkeit, den langfristigen Finanzierungsbedarf Ihres Betriebes durch mehrere aufeinanderfolgende kurzfristige Kredite zu decken – allerdings tragen Sie dann stärker als zuvor das Risiko, dass die Anschlussfinanzierung zu anderen Bedingungen abgeschlossen werden muss. In einigen Fällen lässt sich der Kapitalbedarf durch eine verbesserte Innenfinanzierung oder – bei größeren Unternehmen – durch die Emission von Anleihen decken.

Eigenkapitalvorschriften durch Basel 3

Für Unternehmenskredite sollen Kreditinstitute zukünftig mehr und qualitativ besseres Eigenkapital zur Absicherung eines Kreditausfalls zurücklegen. Um also die Kreditvergabemöglichkeiten in der heutigen Größenordnung aufrechterhalten zu können, müssen Banken ihre Eigenkapitalausstattung erheblich verbessern. Die Kosten der Bank für das – für jeden Kredit vorzuhaltende – Eigenkapital erhöhen sich insgesamt um etwa ein Drittel. Hinzu kommen weitere Kapitalzuschläge in besonderen volkswirtschaftlichen Situationen und für systemrelevante Kreditinstitute. Für Mittelstandskredite gibt es Erleichterungen. Allerdings machen die Eigenkapitalkosten nur einen Teil der Gesamtkosten des Kredits aus, so dass die Regulierung nicht zu einer Kostensteigerung in gleicher Höhe führt. Insgesamt wird die Regulierung jedoch zur Folge haben, dass sich die Konditionen noch stärker nach dem Rating des Kunden richten. Die Bonität der Darlehensnehmer wird auch künftig mit Hilfe von Rating-Verfahren ermittelt. Mit einer Optimierung des Ratings, einer hohen Eigenkapitalquote und werthaltigen Sicherheiten lassen sich Kreditkosten also auch künftig steuern.

Basel 3 und die Auswirkungen auf die mittelständischen Unternehmen

Strengere Richtlinien zwingen Banken zu einer größeren Vorsicht und restriktiveren Kreditvergabe. Gerade für kleine und mittelständische Firmen wird es schwerer, an langfristige Darlehen zu kommen – vor allem für die, die dringend Liquidität benötigen. Die Zinsen sind derzeit so niedrig wie nie, doch Banken verleihen angesichts strengerer Regeln für die Kreditvergabe inzwischen ungern für längere Zeit größere Summen an Unternehmen im klassischen Bereich des Mittelstands.

Die strengeren Regeln nach Basel 3 zwingen die Institute ihre Engagements mit mehr Eigenkapital zu unterlegen und Reserven für Krisenzeiten aufbauen. Das Risiko ihrer Engagements können Banken über Ratings bestimmen. Unternehmen im klassischen Bereich des Mittelstands verfügen meist über keine externen Ratingnoten und sind häufig noch immer inhabergeführt oder nicht öffentlich gelistet. Aufgrund dieser weniger „öffentlichkeitswirksamen Berichterstattung“ mit einhergehenden Informationsdefiziten ergeben sich Risiko- und Sicherheitsaufschläge in den bankinternen Bewertungen. Auch wenn frühere Weisheiten wie „Too big too fail“ weitgehend überholt erscheinen, bevorteilen hausinterne Ratingsysteme der Banken noch immer größere, börsengelistete Unternehmen, die sich allgemeinen internationalen Rechnungslegungsstandards und Transparenzvorschriften unterwerfen. Durch eine Verschärfung der Situation im Zuge der Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung nach Basel 3 könnte dies manche mittelständische Firmen mit hoher Abhängigkeit von klassischen Bankfinanzierungen in Existenznot bringen.

Selektive Kreditvergabe der Banken durch Basel 3

“Die Basel 3 Richtlinien zur Kreditvergabe wirken sich negativ auf die Unternehmensfinanzierung aus”, heißt es auch in einer Studie von Roland Berger. Es sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die das Regelwerk treffen wird. Muss etwa ein Unternehmen für einen großen Auftrag in Vorleistung gehen, könnte das Geld knapp werden. Wenn es dann keinen oder nur teure Kredite gibt, sei es nicht selten zu spät.

Doch es gibt auch andere Wege. Insbesondere hat sich der alternative Finanzierungsmarkt in den letzten Jahren entwickelt und ist mittlerweile etabliert. Alternative Finanzierung meint in dieser Hinsicht eine Alternative zur klassischen Bankfinanzierung – Kapital bereitgestellt durch alternative Finanzierungsinstrumente. Dieses Segment hat sich fokussiert auf den Bereich, der durch strengere Regularien weniger stark durch klassische Mittel ausgestattet werden kann – den Mittelstand. So müssen Unternehmen zukünftig viel stärker ihre Bilanzen gründlicher gestalten, langfristiger planen und für einen ausgewogenen Finanzierungsmix sorgen. Dazu zählen neben klassischen Bankfinanzierungen zukünftig verstärkt alternative Finanzierungsinstrumente. Die auch in schwierigen Situationen vielseitige Möglichkeiten der Unternehmens- oder Projektfinanzierung eröffnen.

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