In den letzten zwei Jahren konnte man am europäischen Markt vor allem einen Trend beobachten: Unternehmensanleihen waren kaum gefragt. Doch jetzt scheint sich diese Entwicklung zu ändern, denn die Nachfrage geht langsam, aber sicher wieder in die Höhe. In den letzten beiden Jahren lag das Emissionsvolumen jeweils bei etwa 15 Milliarden Euro. Im Jahr 2018 könnte nun die Marke von 20 Milliarden übertroffen werden, wie das Ratinghaus Scope in einer aktuellen Analyse bewertet hat. Bis April 2018 wurden allein knapp zehn Milliarden Euro in Form von Unternehmensanleihen herausgegeben. Im Vergleich zum Jahr 2017 macht dieses Volumen schon mehr als 50 Prozent der Summe aus, die in 2017 auf den Markt gebracht wurde.
Unternehmensanleihen flexibles Finanzierungsinstrument
Ein Grund könnte darin liegen, dass dieses Finanzierungsinstrument eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapital ist und dass in den Branchen, die sich gut für die Herausgabe von Anleihen eignen, einige umfassende M&A-Aktivitäten festzustellen sind. Dazu gehören zum Beispiel recht kapitalintensive Segmente wie Versorgungsunternehmen, Unternehmen der Telekommunikationsbranche und Immobilienkonzerne. Unternehmensanleihen werden von Ratingagenturen in Teilen als Eigenkapital akzeptiert, und die Branchenriesen nutzen das, um sich Geld zu beschaffen, ohne ihr Rating maßgeblich zu verschlechtern. Insbesondere im Segment Real Estate war in der letzten Zeit ein Trend zu Unternehmensanleihen festzustellen, wie die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt. Im Jahr 2018 erreichte dieser Boom einen vorläufigen Höhepunkt, denn bisher entfällt ein Anteil von 40 Prozent auf diese Branche. In der DACH-Region ist diese Tendenz ebenso festzustellen, denn über 60 Prozent der Bons wurden von Immobilienunternehmen auf den Markt gebracht.
Emissionsvolumen für Unternehmensanleihen soll weiter steigen
Für die Zukunft gehen die Analysten davon aus, dass das Emissionsvolumen noch weiter steigen könnte. Im Jahr 2018 liegt das Volumen von Papieren, die refinanzierbar sein könnten, bei rund fünf Milliarden Euro. Durch die aktuell niedrigen Zinsen sehen die CFOs hier attraktive Möglichkeiten, ihre alten Anleihen durch neue abzulösen. Dieser recht positiven Tendenz steht allerdings ein gewisses geopolitisches Risiko in unruhigen Märkten gegenüber, so dass die Analysten für das Jahr 2018 eher vorsichtig optimistisch gestimmt sind.
Spannend dürfte auch sein zu sehen, wie sich die Nachfrage nach Anleihen im Verhältnis zu Private Debt entwickelt. Private Equity Fonds bleiben ebenso wie Hedge Fonds für eher risikoorientierte Anleger eine Empfehlung. Nachdem die Nachfrage nach Private Equity Fonds und Private Debt in 2017 noch einmal gestiegen war, muss sich zum Jahresende zeigen, ob diese Tendenz weiter anhält oder ob sich bei Hedge Fonds und Co. eine Änderung im Anlegerverhalten abzeichnet.
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