Die langfristige Entwicklung der Unternehmensfinanzierung in Deutschland
Unternehmensfinanzierung – anhand der Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung lässt sich erkennen, dass das gesamte Finanzierungsvolumen von Unternehmen in Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten – nominal wie real – zugenommen hat. Dies ist im Wesentlichen Reflex einer insgesamt wachsenden Volkswirtschaft. Zugleich änderte sich die Finanzierungsstruktur: Während Innenfinanzierungsmittel grundsätzlich die wichtigste Quelle darstellten und tendenziell zugenommen haben, war die Außenfinanzierung von einer starken Zyklik geprägt, die in engem Zusammenhang mit der konjunkturellen Entwicklung stand.
Darüber hinaus waren strukturelle Verschiebungen innerhalb der Außenfinanzierung bzw. Unternehmensfinanzierung zu beobachten. Zwar spielte der Kredit bis auf wenige Ausnahmen durchgehend die wichtigste Rolle. Veränderungen gab es jedoch bei den Kreditgebern: Während diese Funktion in der Vergangenheit vor allem Banken übernahmen, lässt sich im Betrachtungszeitraum ein Trend zur verstärkten Substitution zugunsten anderer Kreditgeber feststellen. So sind etwa große (internationale) Konzerne vermehrt dazu übergegangen, Finanzierungsmittel über spezielle Finanzierungsgesellschaften innerhalb des Konzerns zu verteilen. Der Bankkredit, der an sich zwar noch immer die wichtigste Außenfinanzierungsquelle darstellt, hat hingegen in den letzten 20 Jahren systematisch an Bedeutung verloren. Insgesamt nahm somit die Intermediationsleistung über das traditionelle Kreditgeschäft ab.
Unternehmen steht grundsätzlich eine Vielzahl von Finanzinstrumenten zur Verfügung, die sich insbesondere hinsichtlich der Quelle des Mittelzuflusses und der Rechtsstellung der Kapitalgeber unterscheiden. Während bei der Innenfinanzierung der Mittelzufluss aus dem Unternehmensprozess erfolgt, basiert die Außenfinanzierung auf externen Kapitalgebern. In Bezug auf die Rechtsstellung der Kapitalgeber wird zwischen Eigen- und Fremdkapital unterschieden, wobei Eigenkapitalmittel einen Anspruch auf den Unternehmensgewinn begründen, während Fremdkapitalgeber als Gläubiger auftreten.
Zur Bedeutung der Innenfinanzierung in der Unternehmensfinanzierung:
Im Rahmen der Innenfinanzierung spielten primär Abschreibungsgegenwerte in Form von Liquiden Mitteln eine Rolle; deren Anteil an der Innenfinanzierung lag im Durchschnitt bei circa 85%. Das Volumen dieser Mittel ist dabei im Zeitverlauf nahezu kontinuierlich gestiegen von knapp 120 Mrd € im Jahr 1991 auf gut 190 Mrd € Ende 2010. Hauptverantwortlich hierfür sind einerseits der in diesem Zeitraum ebenfalls gewachsene Kapitalstock des Unternehmenssektors, dessen Anstieg zu einem Gutteil auf Ausrüstungsinvestitionen basiert, sowie andererseits die Berechnungsmethode der Abschreibungen.
Zur Bedeutung der Außenfinanzierung in der Unternehmensfinanzierung:
Die Außenfinanzierung nahm im Betrachtungszeitraum im Mittel einen geringeren Stellenwert bei der Unternehmensfinanzierung ein als die Innenfinanzierung. Ihr Anteil lag bei rund einem Drittel des gesamten jährlichen Mittelaufkommens. Dabei folgte die Außenfinanzierung insgesamt keinem eindeutigen Trend; im Vergleich zur Innenfinanzierung wies sie vielmehr ein ausgeprägtes zyklisches Muster auf. Der erste Zyklus erstreckte sich über die Jahre 1997 bis 2004. In diesem Zeitraum wurden Außenfinanzierungsmittel zunächst vermehrt aufgenommen und erreichten mit knapp 290 Mrd € ihren Höhepunkt im Jahr 2000. Anschließend wurde die Aufnahme stark zurückgefahren; 2004 kam es sogar zu einer Nettotilgung der ausstehenden Verbindlichkeiten. Getrieben wurde dieser Zyklus im Wesentlichen durch die starke Mittelaufnahme während des New-Economy-Booms (1997 bis 2000).Im darauffolgenden Zyklus erreichten die Nettozuflüsse ihren Höhepunkt mit rund 175 Mrd € im Jahr 2007 und verzeichneten anschließend, mit der Intensivierung der Finanz- und Wirtschaftskrise, eine rückläufige Dynamik.
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