Das Jahr 2018 könnte man im Nachhinein als das Jahr des Comebacks des Schuldscheinmarkts bezeichnen. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man sich die Entwicklung der Zahlen im zweiten Halbjahr ansieht. Von Januar bis Juni war die Nachfrage allenfalls durchschnittlich, doch in den zweiten sechs Monaten hat sie rasant zugenommen. Außerdem kam es kurz vor dem Ende des Jahres noch zu einem bemerkenswerten Deal. Werden sich die Schuldscheintransaktionen in diesem Jahr weiter holen?
Die Performance des Marktes gleicht vor allem im dritten Quartal des Jahres 2018 einer Aufholjagd, die sich auch im vierten Quartal fortsetzte. 2018 wurden insgesamt Schuldscheindarlehen im Wert von rund 24 Milliarden Euro auf den Markt gebracht. Im Vergleich zum Jahr 2017 entspricht das nach Emissionsvolumen zwar einem Rückgang von etwa 17 Prozent. Noch in den ersten sechs Monaten musste man aber davon ausgehen, dass der Rückgang deutlich höher ausfällt. Anders als zunächst erwartet, wurde 2018 am Ende das Jahr mit dem dritthöchsten Volumen nach Emissionen.
sarbery.capital strukturiert Schuldscheindarlehen für Ihr UnternehmenNach der Zahl der Schuldscheintransaktionen ist das zweite Halbjahr wegweisend. Insgesamt wurden 93 Schuldscheine herausgegeben. Die Spitzenposition wurde bisher von dem zweiten Halbjahr des Jahres 2017 gehalten, damals wurden 84 Deals bekanntgegeben.
Hoher Finanzbedarf im vierten Quartal – Schuldscheintransaktionen gewinnt an fahrt!
Schaut man sich die Top 10 der Schuldscheintransaktionen an, sticht das vierte Quartal ins Auge. Offenbar waren hier besonders hohe finanzielle Mittel nötig. Auf der Liste der Top 10 sind immerhin fünf Deals aus den Monaten Oktober bis Dezember aufgeführt. Spitzenreiter ist weiterhin die Rewe Group mit einem Schuldscheindarlehen in Höhe von einer Milliarde Euro. Der zweite Platz geht an Faurecia aus Frankreich, die Schuldscheine im Wert von 719 Millionen Euro herausgaben. Voestalpine erreicht mit einer Transaktion über 583 Millionen Euro den dritten Rang. Neu unter den besten zehn ist der Discounter Lidl, der über Lidl Dienstleistungen 500 Millionen Euro auf den Markt brachte. Das französische Unternehmen Korian brachte für den Bau neuer Altenheime ein Schuldscheindarlehen über 450 Millionen Euro auf den Markt. Interessant ist offenbar die Internationalisierung, die der Schuldscheinmarkt gerade durchläuft. Unter den großen Transaktionen wurden immerhin sieben Deals von Emittenten aus dem Ausland auf den Markt gebracht.
Faurecia nimmt Schuldschein über EUR 720 Mio. auf
Bemerkenswert war übrigens die Transaktion von Faurecia, einem Automobilzulieferer aus Frankreich. Kurz vor Weihnachten wurde ein Schuldscheindarlehen in der enormen Höhe von knapp 720 Millionen Euro aufgenommen. Die Schulscheine wurden in Euro und in Dollar ausgegeben. Besonders auffallend war, das man erstmalig ein Vertragsmuster nutzt, das von der Loan Market Association gerade erst zu Ende Oktober herausgebracht wurde. Bisher wurden für SSDs keine einheitlichen Standards genutzt. Die Dokumentation war deshalb insgesamt eher überschaubar. Sie unterliegt zwar dem deutschen Recht und den deutschen Anforderungen an die Dokumentation, doch europaweit einheitliche Regeln galten für die Schuldscheintransaktionen bisher nicht.
Digitalisierung bei Schuldscheintransaktionen nimmt an Fahrt auf
Insgesamt, so scheint es, weitet sich die Digitalisierung nun auch auf dem Schuldscheinmarkt aus. Der Deal von Faurecia wurde zum Beispiel über eine Schuldscheinplattform auf digitalem Weg durchgeführt. Die Plattform VC Trade ist eine der ersten ihrer Art, im dritten Quartal des Jahres brachte auch die NordLB mit dem Fintech Finpair eine entsprechende Plattform heraus. Der Kampf der digitalen Plattformen um die besten Kunden ist also in vollem Gang, denn es gibt in der Zwischenzeit mehrere Anbieter, die immer neue Emittenten gewinnen wollen.
Auch aus dem Marktsegment der Blockchain-Schuldscheine sind Neuigkeiten zu berichten. Die Erste Group aus Österreich schaffte es als erste Bank, Schuldscheine nur über Blockchain auf den Markt zu bringen. Hier musste also kein Prozess für die Platzierung mehr laufen, wie man ihn bisher gewohnt war.
Wenig Bewegung bei Marktanteilen der Schuldscheinemittenten
Im digitalen Bereich tut sich eine Menge, wie die Trends im Jahr 2018 zeigen. Etwas anders sieht es bei der Verteilung der Marktanteile aus. Marktführer ist weiterhin die LBBW, sie hat 54 Deals begleitet und hält einen Marktanteil von 22 Prozent. Auf den zweiten Rang kam die Helaba, die Bayern LB folgt auf Platz drei. Beide Banken haben im Vergleich zum Jahr 2017 die Ränge getauscht. Die Helaba brachte 35 Deals heraus, die Bayern LB lag mit 32 Transaktionen nur knapp dahinter.
Auf den hinteren Rängen konnte sich die Raiffeisen Bank International um vier Plätze verbessern, sie kam mit neun Deals auf den achten Platz. Neu in den Top 10 ist auch die ING, sie hat 12 Transaktionen begleitet und liegt im Jahr 2018 auf dem zehnten Platz. Nicht mehr unter den zehn besten Banken sind die NordLB und die Deutsche Bank.
Schuldscheinmarkt zeigt positive Aussichten für 2019
Für das Jahr 2019 erwarten Experten weiter eine steigende Nachfrage. Man geht davon aus, dass sich das Momentum aus der zweiten Jahreshälfte von 2018 in das neue Jahr fortsetzen lässt. Sofern sich an den Märkten keine gravierenden Änderungen ergeben, dürfte das Volumen in einer Größenordnung von 18 bis 24 Milliarden Euro liegen. Allerdings sollten Emittenten damit rechnen, dass das Preisniveau leicht steigt. Das Risikobewusstsein der Anleger hat offenbar zugenommen, deshalb ist mit steigenden Risikoaufschlägen zu rechnen. Auch die Kreditkonditionen dürften nicht weiter nachgeben, sondern auf dem bisherigen Niveau bleiben.
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