Working Capital steht bei den deutschen CFOs bisher wenig im Fokus. Allerdings zeigen sich von Branche zu Branche erhebliche Unterschiede, wie bei einem direkten Vergleich von BMW und Daimler, Puma und Adidas sowie Conti und Schaeffler deutlich wird.
Im vergangenen Jahr waren beim Working Capital Management der Großunternehmen in Deutschland nur geringe Verbesserungen festzustellen. Das Analyse- und Beratungshaus REL hat kürzlich 34 deutsche Firmen betrachtet, davon waren 24 im Dax vertreten. Die Kapitalbindungsdauer wurde im Durchschnitt mit 47,4 Tagen berechnet. Noch im Jahr 2016 lag dieser Wert bei 48,8 Tagen, somit ergab sich nur eine geringe Reduzierung. Im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Ausland sind deutschen Firmen damit recht schwach aufgestellt.
Experten sehen schlechtes Working Capital Management aufgrund größerer Lager- und Vorratswirtschaft
Nach Ansicht der REL-Experten lässt sich das schlechte Ergebnis deutscher Firmen vor allem durch die Struktur der Industrie erklären. Sie ist kapitalintensiv und durch eine hohe Fertigungstiefe gekennzeichnet. Dadurch entsteht eine größere Lager- und Vorratswirtschaft, die auf einen längeren Zeitraum ausgelegt ist. Gleichzeitig hat man von Seiten vieler CFOs offenbar wenig Interesse am Working Capital Management. Die sehr günstigen, alternativen Unternehmensfinanzierungen wie bspw. Unitranche Finanzierung könnten ein Grund dafür sein.
Auffallend ist ein Prozess, der diesen Ansatz bestätigt. Viele deutsche Firmen zahlen Rechnungen nach einem Zeitraum von 57 Tagen. Im Vergleich liegt der Durchschnitt innerhalb Europas bei 70 Tagen. In den Dax-Unternehmen ist demnach eine bemerkenswerte Tendenz festzustellen, Skonto anzubieten und zu nutzen.
Working Capital Finanzierungen birgt erhebliches Potenzial in der Finanzierungsstruktur
Dennoch weist REL darauf hin, dass Working Capital Management ein erhebliches Potenzial birgt, das von vielen Firmen nicht genutzt wird. Das zeigt sich im direkten Vergleich mit Firmen, die hier aktiv sind. In diesen Unternehmen werden Rechnungen erst nach knapp 90 Tagen gezahlt, die Lagerbestände reichen für 19 Tage, wobei der Durchschnitt 58 Tage beträgt. Außerdem ist der Zeitraum für die Beitreibung von Forderungen wie Factoring auf 20 Tage verkürzt.
Umlaufvermögen variiert stark innerhalb gleicher Branchen
Im Umlaufvermögen liegt häufig eine enorme Liquidität verborgen. Die 134 deutschen Unternehmen verstecken hier einen Wert von 278 Milliarden Euro, auf die Dax-Unternehmen fallen davon 169 Milliarden Euro. Interessant sind die Unterschiede von Firmen innerhalb der gleichen Branche. BMW weist eine Kapitalbindungsdauer von lediglich 26 Tagen nach und gehört damit zu den Favoriten, VW kommt lediglich auf 59 Tage. Offenbar sind die Finanzierungen von Kunden und Lieferanten bei BMW besser synchronisiert, wodurch das Verhältnis von Debitoren und Kreditoren vorteilhaft aussieht. Dadurch werden fast alle Lagerbestände von Lieferanten und Kunden finanziert. Ein ähnlich gutes Working Capital Management zeigen Continental und Tom Tailor in ihren Branchen.
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