Noch vor wenigen Monaten hätte diese Entwicklung kaum jemand für möglich gehalten. Doch jetzt scheint es, als könnte es in Zukunft zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den klassischen Geschäftsbanken und den großen Debt Funds kommen. Bisher nur in Großbritannien festgestellt, könnte es auch in Deutschland bald zu einer ähnlichen Tendenz kommen, die am Ende allen Marktteilnehmern dient.
Debt Funds – Harte Konkurrenz für die Kreditinstitute
Private Debt hat sich in der jüngeren Vergangenheit zur ernstzunehmenden Finanzierungsalternative entwickelt. Damit steigen gleichzeitig die Kreditrisiken für die Banken. Es bedarf gut durchdachter Abwehrstrategien der großen Kredithäuser, um sich dagegen zu positionieren. Die Geschäftszahlen aus dem Segment Private Debt sprechen derzeit für sich. Allein im Jahr 2015 ist die Zahl der Unitranche-Finanzierungen nach Daten der Finanzierungsberatung Altium Capital von bisher 67 auf nunmehr 92 gestiegen.
Dieses sprunghafte Wachstum wurde maßgeblich in Großbritannien ausgelöst, in Deutschland bleibt der Marktanteil von Private Debt weitgehend stabil. Die Ursache liegt nach Einschätzung von Experten vor allem in der erwarteten strengen Regulierung von Neugeschäften. Nachdem es derzeit aber offenbar keine Absichten der Bundesregierung gibt, Private Debt als Finanzierungsmodell stärker zu kontrollieren, hat sich die Lage etwas entspannt. Für das Jahr 2016 erwarten rund 50 Prozent der Finanzierungsexperten in Deutschland eine Dominanz der etablierten All-Senior-Finanzierungsstrukturen. Noch vor etwa 12 Monaten wurde diese Einschätzung von fast allen Fachleuten geteilt.
Debt-Fonds bleiben weiter gefragt
Die jüngsten Zahlen sprechen allerdings eine recht eindeutige Sprache. Befragt man die Anbieter von Private Debt, dann wollen 60 Prozent der Marktteilnehmer im Jahr 2016 noch mehr Finanzierungen ermöglichen als im Jahr 2015. Bisher wehren sich die großen Geschäftsbanken mehr oder weniger erfolgreich gegen die starke Konkurrenz. Ihr stärkstes Instrument im Kampf gegen die Alternative Private Debt besteht offenbar nicht in höheren Leverage-Zusagen oder in einer Reduzierung der Preise, sondern eher in einer Aufweichung der Kreditbedingungen (Covenants). Noch im Jahr 2015 mussten Kunden das volle Spektrum der Auflagen erfüllen, das immerhin aus vier Covenants bestand. Heute hat sich die Zahl auf ein oder zwei Covenants reduziert. Im Fokus stehen jetzt eher der Leverage als das Maß der Verschuldung und der Cashflow.
Das Jahr 2015 wird vor diesem Hintergrund schon als das Jahr bezeichnet, in dem sich die Bedeutung von Covenants für Finanzierungen maßgeblich verringerte. Diese Strategie der Banken ist zum Teil aufgegangen, den die starke Entwicklung von Debt Funds ließ sich dadurch zum Teil aufhalten. Doch mit der Reduzierung der Kreditauflagen ging ein starker Anstieg der Kreditrisiken für die Banken einher. Jetzt versucht man offenbar, mit neuen Ideen gegen die hohe Nachfrage nach Private Debt vorzugehen. Dabei spielen Kooperationen zunehmend eine Rolle.
Erste Banken gehen Zusammenarbeit mit Private Debt Funds ein
Wiederum aus Großbritannien wird ein Trend gemeldet, der für das Marktsegment Private Debt erhebliche Auswirkungen haben könnte. Dort bilden sich erste Allianzen zwischen den Anbietern und den klassischen Geschäftsbanken, wie am Fall von Ares und der Investmentbank Barclays deutlich wurde. Zukünftig wollen beide Finanzierer bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Geschäftsmodelle verstärkt in den britischen Mittelstand investieren.
Dazu wurde sogar ein neues Produkt mit dem Namen „First out/Last out“ ins Leben gerufen. Der Löwenanteil einer Finanzierung wird dabei durch eine Unitranche als Kombination aus Senior- und Mezzanine-Elementen aufgebracht. Die Unitranche wird durch die Banken ergänzt um eine revolvierende Kreditlinie. Hinzu kommt eine Super-Senior-Tranche, die unter zehn Prozent der Gesamtfinanzierungssumme liegen soll. Für die Banken entsteht daraus eine stärkere Absicherung, denn wenn der Schuldner in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, ist ihre Einlage vorrangig abgesichert („First out“). In der Folge kommt es zu günstigeren Zinsen bei hoher Rendite für die Unitranche-Anbieter. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser neue Trend für Private Debt auch in Deutschland durchsetzt.
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