Ausländische Private Equity Beteiligungen bleiben 2016 im Fokus
Geht es nach der Meinung von Branchenexperten, dann steht der Private Equity Beteiligungsmarkt im Jahr 2016 vor enormen Veränderungen. Ausländische Investoren finden zunehmend Interesse an Investitionen in der frühen Phase. Damit könnte sich eine ähnliche Entwicklung ergeben, wie sie auf dem Buy-Out-Sektor schon seit Jahren festzustellen ist. Obwohl sich der Wettbewerb auf dem Private Equity Markt weiter verschärfen dürfte, schaut die Branche dem kommenden Jahr mit Zuversicht entgegen.
Private Equity – 2015 als Jahr der Herausforderungen
Die vergangenen Monate waren für die Venture Capital Branche nicht einfach. Einerseits waren unzählige positive Meldungen zu vernehmen. Final Closings in einer Größenordnung im dreistelligen Millionenbereich bei Holtzbrinck Ventures, bei der SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement oder bei Action Capital Partners sorgten für Aufsehen. Mehrere deutsche Jungunternehmen wurden mit Millionenbeträgen finanziert. Allein Delivery Hero konnte eine Finanzierung von rund 600 Millionen Euro an Land ziehen, HelloFresh bekam mit zwei Kapitalspritzen rund 185 Millionen Euro, und Kreditech kann durch eine Finanzierung von 82,5 Millionen Euro expandieren.
Andererseits standen dieser sehr positiven Entwicklung leider auch Negativmeldungen über eine Steuerpflicht auf Veräußerungsgewinne aus Streubesitzbeteiligungen und andere Nachrichten entgegen, die potenzielle Investoren von einer Beteiligung abschrecken konnten. In der öffentlichen Wahrnehmung konnte Private Equity ebenfalls nicht immer positiv abschneiden. So musste Rocket Internet einen Wertverlust auf Aktien in Höhe von knapp 50 Prozent verschmerzen. Neben diesen Herausforderungen zeichnete sich am Beteiligungsmarkt eine steigende Nachfrage nach Buy-Out-Fonds ab.
Private Equity Buy-Out in Deutschland sehr gefragt
Einer der wichtigsten Treiber für die zunehmende Bedeutung von Private Equity Buy-Out-Fonds ist die Öffnung von Private Equity für institutionelle Anleger. Schon seit Anfang 2014 wurden in der DACH-Region von insgesamt acht Gesellschaften das Final Closing ihrer Fonds gemeldet. Das Volumen machte mit knapp 12 Milliarden Euro eine erhebliche Größenordnung aus. Eine aktuelle Umfrage mit dem Titel „Interesse ausländischer Private Equity Gesellschaften an deutschen Unternehmen“ zeigt allerdings, dass dieses Kapital dringend nötig ist. Die Teilnehmer bekräftigten nämlich ihre Erwartungshaltung, die zwar im Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Sommer 2015 leicht zurückging. Trotzdem gehen die Investoren davon aus, dass das Interesse von institutionellen Anlegern im Bereich Private Equity aus dem Ausland weiter zunehmen wird. Eine der großen Herausforderungen für das Jahr 2016 dürfte also darin bestehen, den Private Equity Markt weiter für Großanleger jenseits der deutschen Grenzen zu öffnen und die Beteiligung zu vereinfachen.
Jungunternehmen bleiben für Private Equity Häuser weiter begehrt
Für das kommende Jahr gehen Experten der Branche davon aus, dass sich die Tendenzen der letzten Monate verstärken. Es steht zu erwarten, dass junge Unternehmen in der DACH-Region weiterhin mit einer Finanzierung durch Venture Capital rechnen dürfen, sofern sie ihr Projekt vernünftig positionieren und solide Wachstumsaussichten nachweisen. Private Equity bleibt voraussichtlich eine beliebte Finanzierungsform für Start-ups, die den Markt mit frischen Ideen beflügeln wollen. Fraglich ist, welche die wichtigsten Investoren für Existenzgründer werden. Einerseits kommen erhebliche Mengen an Finanzierungsmitteln von erfahrenen Business Angels, die die Perlen unter den Start-ups identifizieren.
Andererseits ist es für eine Stärkung des Standorts Deutschland für Unternehmensgründungen erforderlich, finanzielle Beteiligungen an jungen Firmen zu erleichtern und den Markt nicht nur für Business Angels zu öffnen. Nur dann dürfte es möglich sein, Deutschland als attraktiven Standort für Existenzgründungen zu positionieren. Dazu allerdings sind Änderungen im Bereich Venture Capital erforderlich. Die finanzielle Beteiligung von in- und ausländischen Investoren an neuen Firmen muss zukünftig weiter erleichtert werden und finanziell attraktiver werden. Dieses Ziel hatte sich im Sinne einer Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland auch die aktuelle Bundesregierung in ihren Koalitionsvertrag geschrieben.
Aktuell ist von politischen Bestrebungen leider wenig zu spüren. Zu unterschiedlich sind die Forderungen von Bund und Ländern, zu häufig hört man Negativschlagzeilen, die potenzielle Investoren verunsichern. Für die kommenden Monate dürfte für die Bundesregierung also noch ein erheblicher Spielraum bestehen, wenn es darum geht, einem Wahlversprechen gerecht zu werden und den Gründerstandort Deutschland wieder für institutionelle Anleger interessanter zu machen.
Buy-Out muss gefördert werden
Der Markt für Private Equity Beteiligungen verlangt allerdings nicht nur für junge Firmen nach Bewegung. Die Nachfrage von Anlegern aus dem Ausland wird besonders nach Buy-Out-Fonds weiter bestehen bleiben. Sie bleibt ein wichtiger Bestandteil für die Finanzierung des Mittelstands und darf deshalb nicht in den Hintergrund geraten. Nach Ansicht von Experten steht mittelständischen deutschen Firmen auch in den nächsten 12 Monaten ein attraktives Finanzierungsinstrument zur Verfügung, sofern man sich auf die Beteiligung durch Investoren aus dem Ausland einlässt.
Damit die Nachfrage weiter ungebrochen bleibt und der Mittelstand sich auch in Zukunft als stabile Säule der deutschen Wirtschaft positionieren kann, darf es aus der Politik allerdings nicht zu unerwünschten Einmischungen kommen. Wenn das Spektrum an Finanzierungsmöglichkeiten für mittelgroße Unternehmen weiter erhalten bleibt und wenn die Möglichkeiten attraktiv bleiben, dürfte die Branche mit der Entwicklung des Jahres 2016 sehr zufrieden sein. Angesichts der zuletzt recht stabilen Nachfrage und der hohen Erwartungserhaltung aus dem Ausland ist ein nennenswerter Rückgang des Investitionsvolumens wohl nicht zu erwarten. Trotzdem bleibt der Markt sehr in Bewegung, sofern er nicht durch gegenläufige Tendenzen aus der Politik ausgebremst wird.
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